Gedanken eines Trainers

Nachruf für die Katz

Cindy - Mit Hunden leben
geschrieben von Carsten Wagner

Es ist anders. Kein Miauen, kein weicher schmusiger Kopf, der sich an den meinen drückt, wenn ich den Kaffee in die Maschine fülle, während noch alles schläft. Selbst die Hunde bewegen sich nicht aus den weichen Federn. Keiner von diesen würde mir Gesellschaft leisten, in der Früh, wenn der Duft des Kaffees den Morgen besänftigt. Schon jetzt fehlt das Surren und Anschmiegen, das Brummen auf dem Bauch, wenn sie sich beim Schreiben auf den meinen legte und mir die Sicht versperrte. Ihr stechender Blick, in Klarheit und Ehrlichkeit, ließ keinen Raum für Unaufrichtigkeit. Sie bestrafte jede Energieschwankung mit einer nachdrücklichen Warnung, mich sofort wieder im Hier und Jetzt einzufinden. Kein Hund hat mich in die Energielehre der Beutegreifer so eingewiesen wie diese Katze. Sie war für den Fremden unberechenbar, für den, der sie lesen konnte, ein Balsam. Bevor ich sie allerdings richtig lesen konnte, hatte ich viele blutende Stellen unter den Augen, an den Fingern und am Kopf. Sie hatte nichts übrig für Tagträumer. Amüsierend waren jene Unbelehrbaren, die mit blutenden Fingern erschrocken den Raum frei gaben. Sie war Lehrmeister, Trostspender, nervend amüsierend und eine Freundin.

Sie fehlt jetzt schon. Dass eine Katze das Herz so zu treffen vermag, liegt wohl daran, dass es nur wenige so aufrichtige Geschöpfe auf diesem Planeten gibt. Bis die Trauer wieder vom Alltag überrannt wird, werden wohl noch einige Schattenbilder den Raum durchstreifen. Ob ich nun zum Katzenliebhaber werde? Das bezweifle ich. Noch vor 7 Jahren hätte ich nicht annähernd daran gedacht, dass mir der Übergang einer Katze so nahe gehen würde. Sie war einfach etwas Besonderes. Doch genug mit dem Nachruf. Aber wer kennt es denn nicht, wenn ein Tier nicht die besten Überlebenschancen hatte, man es aufnimmt, es aufzieht, mit ihm zusammenwächst und es ein Freund für Hund und Mensch wird, wie könnte man denn da so unbeeindruckt seinen Alltag weiterführen? Wer es kann, auch gut. Ich Gott sei dank nicht.

Ein paar Zeilen des Gedenkens für ein Familienmitglied sind doch das Mindeste, welche man in das kosmische Bewusstsein versenden sollte, denn kein Gedanke bleibt ungehört und verschwindet ins Nichts.

Gute Reise Cindy

Glücklich kann sich der schätzen, der mit Tränen und mit Herzblut um eines Tieres Leben trauern kann. Alle anderen nehmen sich und die Menschheit viel zu wichtig.

www.mit-hunden-leben.com

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Carsten Wagner

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