Die Eigendynamik der Gerüchteküche ist schon faszinierend. Menschengruppen sind wie Hühner im Stall. Ein Huhn fängt an lauthals zu kreischen und alle anderen stimmen mit ein, ohne eigentlich zu wissen, warum sie das tun. Cesar Millan und der europäische Tierschutz stehen in keiner guten Beziehung. Die Anhängerschaft der humanisierenden Interpretation von Verhaltensweisen der Caniden steht angriffslustig daneben und fühlt sich in ihren Motivprogrammen so gestärkt, dass ihr Anstand, besonderes in den Diskussionsrunden bei Facebook, komplett aussetzt.
Wie einfach ist es doch, den Deckmantel der Seriosität und der Gerechtigkeit überzuziehen, wenn man im Tierschutz ist. Ich finde den Tierschutz ausgesprochen wichtig und gut, aber nur, weil man im Tierschutz tätig ist, heißt das doch noch lange nicht, dass man auch ein ehrlicher, herzlicher und offener Mensch ist, der Sachverstand und Objektivität besitzt. Es kommt mir hier bald vor wie in den Zeiten der Inquisition. Die Kirche ist Gesetz. Doch auch hier haben wir unlängst die Erfahrung gemacht, dass nicht jeder Kirchengänger auch ein wahrer Sohn Gottes ist.
Wenn Cesar Millan als Tierquäler an den Pranger gestellt wird, stellt sich mir die Frage: Wo stellen wir den „Tierschutz“ hin? Können wir ihn denn wirklich soweit entfernt stellen? Nehmen wir das Thema „Straßenhunde in den osteuropäischen Ländern oder auch in Spanien“. Gewiss gibt es hier genügend Hunde, denen geholfen werden muss. Hunden allerdings, die schon seit ihrer Geburt auf der Straße im Rudel leben, darauf geprägt sind, nach den Naturgesetzen zu leben, tut man ganz bestimmt keinen Gefallen damit, sie aus rein humanen Ansichten in Pflegestellen zu schieben, um eine gute Tat vollbracht zu haben. Nicht nur die Hunde sind damit total überfordert, auch der Mensch steht dann erst recht vor einem unlösbaren Problem. Der Tierschutz sollte erst einmal im eigenem Land funktionieren. Die Tierheime sind voll von hilfebedürftigen Tieren. Es ist schon fast wie in der Politik. Hauptsache man macht nach Außen ein gutes Bild. Die Zustände im Inneren sind erst einmal sekundär.
Noch einmal betont – ich halte den guten Tierschutz für sehr wichtig. Doch schauen Sie mal hinter die Kulissen. Es sollten erst einmal die eigenen Organisationen ins Reine gebracht werden, bevor man mit erhobenem Finger niederdrückt.
Ich finde nicht alles gut, was Cesar Millan in der Öffentlichkeit zeigt, aber darum geht es ja auch gar nicht. Für einen Tierquäler halte ich ihn definitiv nicht.
Alle die hier am lautesten verurteilen, sind auch die, die noch nie einem wirklich aggressivem Hund gegenüber standen. Viele Hundetrainer, Hundeversteher (davon gibt es die meisten) und “Tierschützer” “behandeln” einen unerzogenen Hund und glauben die Fähigkeit zu besitzen, Tiere nur mit ihrer reinen Herzensliebe erziehen, heilen, neutralisieren zu können. Obgleich die tiefgründige Herzlichkeit das Fundament jeder Therapie bildet, unterliegen auch diese Prozesse der Wandlung den Naturgesetzen. Daran ändert selbst der Mensch nichts, auch wenn er den Aufkleber am Fahrrad platziert hat: „Ich bremse auch für Tiere!“.
Man muss das mexikanische Dauerlächeln nicht unbedingt als sympathisch ansehen. Diese Steinigung halte ich allerdings für mehr als unangebracht. Ich bin mal gespannt, wann Martin Rütter seine Futterbeutel um die Ohren geschlagen bekommt, denn irgend etwas findet man ja immer.
www.mit-hunden-leben.com
Zum Thema Straßenhunde gebe ich Ihnen absolut recht. Zu oft habe ich gesehen wie Menschen sich als Helden aufspielen indem sie einen Hund aus der Tötungsstation ‘retten’ , mit dem Tier dann aber so überfordert sind das es oft hier im Tierheim landet oder aber ein sehr unschönes leben fristet. Ich glaube das Problem ist nicht nur das man die Tiere im eigenen Land dabei ausblendet, welche ja auf den Menschen geprägt sind und demnach sehr im Tierheim leiden, dass Problem ist auch die Auswahl der Straßenhunde. Oft sind es sehr schlecht sozialisierte und scheue Hunde oder aber bewusst auch kranke oder körperlich behinderte Tiere die man dann aus Mitleid nach Deutschland nimmt und denen hier dann keiner gerecht werden kann.
Das Thema Cesar Milan wiederum ist immer ein Knackpunkt an dem sich Leute die Köpfe einschlagen.
Ich persönlich bin der Meinung das CM sehr wohl Hunde liebt, sonst hätte er sie nicht zu seinem Beruf gemacht.
Auch ist es schön das er seinen Status nutzt um auf Puppymills ect. aufmerksam zu machen.
Aber das Negative überwiegt meiner Meinung nach.
Ich weiß das es vor 50 Jahren (besonders in der Ausbildung von Gebrauchshunden) völlig normal war
Hunde über Zwang zu erziehen. Da war von Schlägen bis zum E-Halsband alles Gang und Gebe.
Aber heute wo wir doch so viel mehr über das Sozial- und Lernverhalten von Hunden wissen ist es für mich absolut nicht vertretbar die Methoden von CM gut zu heißen. Völlig egal wie groß oder augenscheinlich aggressiv der jeweilige Hund ist, es ist schlicht und ergreifend erwiesen das es auch anders geht.
Professionelle Hundetrainer arbeiten auch mit Härtefällen ohne Gewalt, nur schade das ein selbsternannter Hundeflüsterer beinahe weltweit im TV mit Küchenpsychologie und veraltetem Wissen was anderes unter die Leute bringt…
(Ich habe im übrigen selbst einen Hund der sich sehr verhaltensauffällig zeigte. In der ersten Zeit bekam ich sehr oft seine Zähne zu sehen. Körperlich korrigiert habe ich ihn nie, dass war einfach nicht nötig. Es brauchte einfach sehr viel Zeit und keine Hau-Ruck Methode, wie es leider oft im TV als nötig erklärt wird.)
Vielen Dank Okami Baka für diesen ehrlichen Kommentar. Man kann in der Tat von einer sehr positiven Entwicklung sprechen, wenn es um das Thema Hund Verstehen und Ausbildung geht. Ich bin hier ganz bei Ihnen und glaube auch, dass die Zeit der wichtigste Faktor für die Veränderung ist. Die schnelle Lösung wird es in der Verhaltensänderung nie geben. Und da Druck nur noch mehr Druck erzeugt, vor allem wenn es so übernommen wird, wie im TV dargestellt ist, halte ich das Nachahmen in vielen Fällen für bedenklich. Ich finde es bemerkenswert wie die deinen Hund zur Ruhe gebracht hast und offen gestanden bin ich immer interessiert, wie Menschen Ihren eigenen Weg finden und gehen, um in die Beziehung zum Hund zu gelangen. Wenn du lange Weile hast, dann wäre ich für eine Beschreibung sehr erfreut. Denn Ziel ist ja auf dieser Seite, dass Erfahrungen, nicht nur von mir, für andere Menschen aufgezeigt werden, die Hilfreich sind und nicht gleich, wie im sozial Media, ohne Punkt und Komma zerhackt werden.
LG Mit Hunden leben
Vielen Dank für diesen fairen Beitrag zum Thema Cesar Millan. Den Satz “Ich finde nicht alles gut was Cesar Millan in der Öffentlichkeit zeigt,…” würde ich auf alle Trainer ausweiten. Jeder Mensch, egal wie gut oder schlecht er ist, ist niemals frei von Fehlern. Da spielt es auch keine Rolle, ob sich diese Menschen zu den “besseren” zählen oder nicht. Nobody is perfect.
Ansonsten stimme ich in allen Punkten zu.
Eine Frage hätte ich an Eri 😉
Wo finde ich wissenschaftliche Literatur, welche Millans Methoden völlig in Abrede stellt und eine völlig gewaltfreie Ausbildung propagiert? Bitte jetzt nicht falsch verstehen, ich würde mich gern dahingehend bilden. Allerdings bräuchte ich wirklich unabhängige und nicht rein ideologisch geprägte Werke.
Cesar Millan ist kein selbsternannter Hundeflüsterer, er ist weltweit anerkannt und erfolgreich.
Vielen Dank Gun,für dein Feedback. Ich persönlich war letztes Jahr in der Show von Cesar Millan. Ein sehr sympatischer Kerl. Zu mindest auf der Bühne, denn privat kenne ich ihn nicht. Dennoch sehen die Menschen nur Momentaufnahmen einer Handlung und glauben sofort, alles zu wissen, alles gesehen zu haben, alles verstanden zu haben, um sich die Berechtigung selbst aufzuerlegen, mit ihren Urteilen wild um sich schießen zu können, wie in einem schlechten Western. Ich verstehe sie bezüglich der Information zu Ausbildungswegen in dieser Richtung gar nicht falsch, doch Literatur zu diesen gefragten Themen kenne ich leider nicht. Ich werde dieses Thema jedoch aufgreifen, um die Zusammenhänge von positiv und negativ zu verdeutlichen. Man redet viel von negativ und positiv, doch die tiefgreifenden Verbindungen beider Richtungen sind oberflächlich verstanden. Beide haben ihre Berechtigung und ihre Notwendigkeit, wenn man die Definition beider Seiten kynologisch betrachtet.
LG Carsten Wagner
Ich habe eine Sarplaninac Hündin, der ich nicht bekommen konnte. Ich kannte die Show von Cesar und kannte die Philosophie, konnte es aber nicht umsetzen. Ich habe dann nach jemandem gesucht, der nach dieser Methode arbeitet. Mit Florinda Bogner habe ich jemanden gefunden. Das hat mein Leben verändert und die Beziehung zu meinem Hund. Die Begrifflichkeiten sind vielleicht missverständlich wenn es heißt “Rudelführer”. Es muss jemand die Führung übernehmen! Die Verantwortung, die Richtung, den Schutz. Das gilt auch für Kinder! Hat einer schon mal gesehen, wie sanft, geduldig und liebevoll Cesar mit Angsthunden umgeht?
Ich habe selbst gesehen, was eine ruhige und bestimmte Energie ausrichten kann! An meiner Hündin, die an der Tür herum gesprungen ist wenn Besuch kam. Florinda hat sie innerhalb einem Bruchteil einer Sekunde beruhigt! Sie hat aber vornehmlich mit MIR gearbeitet!
Aber Cesar’s Art und Philosophie sind nichts für Leute, die nicht bereit sind, an sich selbst zu arbeiten, sich ihrer Gefühle und Gedanken bewusst zu werden. Der Hund reagiert nur, und zwar auf den Menschen. Meine Stella ist nicht verängstigt. Würde ich Gewalt anwenden, könnte sie sich gegen mich wenden. Ich habe ihren Respekt, genau wie sie meinen hat. Sie macht was ich sage aus Respekt und nicht wegen Bestechung. Ich musste mir ihren Respekt aber erst verdienen. Sie ist ein HSH mit allen entsprechenden Eigenschaften. Ich kann aber überall mit ihr hin, U-Bahn fahren, Auto, Essen gehen… Sie vertraut mir und ich ihr. Meistens ist sie ohne Leine weil sie hört.
Weder Cesar noch Florinda sagen, dass es Patentlösungen gäbe und dass die Probleme mit einem Schnipsen gelöst sind. Immer wieder üben und wiederholen! Und da kommt die Disziplin ins Spiel. Disziplin braucht man, um ein Ziel zu erreichen.
Cesar’s Methode hat mich meinem Hund näher gebracht. Es ist Beziehungsarbeit was ich leisten musste. Es hat mich als Mensch weiter gebracht. Ich habe Cesar durch Florinda viel zu verdanken.