O.W. Fischer (1915-2004), dt. Schauspieler, “der deutsche Cary Grant”, im Interview mit Jürgen Fliege:
OWF: Wir sind in einem impertinenten Zustand des Fressens und Gefressen-Werdens. Und es stört uns gar nicht, wenn wir (dann) uns kultivieren und diese nächsten Verwandten, die doch die Säugetiere sind, von uns…
Fliege: …auffressen!
OWF: Ja, mehr: Wir locken sie in Gehege und Gulags, schneiden ihnen zu hohen christlichen Feiertagen die Kehle durch und singen dazu: „Oh du selige…“
Fliege: Oder schneiden ihnen die Kehle durch und schreien währenddessen „Allah!“ – oder was auch immer – an, damit er dazu sein Erbarmen gibt. (…)
Fliege: Tiere sind bei Ihnen ein großes Thema. Wissen die mehr als wir – oder weniger?
OWF: Sie fühlen mehr als wir – sie wissen nicht mehr als wir, aber sie fühlen mehr. Und wenn Sie also ein Geschöpf lieben, dann erzählt es Ihnen – ohne dass es den Mund aufmacht – alles über sich. Sie müssen nur seine Sprache lernen!
Fliege: Wie gehen Sie mit Tieren um? Ist es so was, dass Sie sich vor denen quasi verneigen oder sie verehren und sagen: „Deren Gefühl ist tiefer, also sind sie auch mehr verbunden mit dieser anderen Wirklichkeit…“?
OWF: Ich suche ihre Freundschaft. Ich versuche, von ihnen zu lernen, weil sie höhere Geschöpfe sind. Ich glaube, sie sind – statt Rache zu nehmen an uns – heilig geworden. Sonst könnte es nicht sein, dass sie uns diesen Gulag-Tod, den wir ihnen bereiten – jeden Tag zu Millionen! – nicht übel nehmen, sondern uns ansehen mit Augen, die der Homer nennt: „Die kuhäugige Göttin“. Wenn Sie einer Kuh in die Augen schauen, schauen Sie in den tiefsten See, den man sich vorstellen kann. Sie sind ein Aufschrei an uns, dass wir – Menschen werden…