Mit Hunden leben – Hundeschule im Interview mit dem WDR
Das Thema Hundeführerschein scheint aufgrund der neuen Vorkommnisse, wie im Video dargestellt, aufzuflammen. Der WDR hat mich dazu befragt, wie ich als Hundetrainer von Mit Hunden leben – Hundeschule grundsätzlich zu dieser Thematik stehe. Ich plädiere für ein absolutes Ja! Das Warum ist schnell erklärt.
In meinen Augen hat ein Großteil der Hundebesitzer keinen wirklichen Bezug zu ihrem Hund. Nicht selten begegnen mir freilaufende Hunde, die sorgenfrei, und nicht immer mit den besten Absichten, zu jedem Passanten mit Hund düsen, um herumzustänkern, während der Halter meilenweit entfernt an seinem Handy vertieft ist und die restliche Umwelt ausblendet, da er davon ausgeht, dass die Hunde das schon unter sich klären. Schon alleine für diesen Gedanken würde dieser Schlag von Hundehalter 20 Strafstunden auf der Schulbank für den Hundeführerschein aufgebrummt bekommen.
In einer Trainingsstunde traf ich diese Woche einen Herrn mit seinem Rhodesian Ridgeback. Er vertrat genau diese Auffassung – Hunde klären alles unter sich – welche ihn nicht selten in turbulente Diskussionen schlittern lässt. Obgleich er seinen Hund im klaren Gehorsam führte – seine Stimme war kraftvoll, so dass mir selber die Ohrläppchen wackelten, als er dem Hund ein Kommando gab – widersprach ich ihm diplomatisch. Ich sagte, man könne nicht immer von sich ausgehen. Es sind immer die Erfahrungen, die darüber entscheiden, wie Situationen von Mensch und Hund wahrgenommen werden.
Ängste müssen ernst genommen werden!
Haben Menschen Ängste, da sie vielleicht schon in Beißereien verwickelt waren, die von freilaufenden Hunden verursacht wurden, dann ist diese Angst zu respektieren. Dies gilt im gleichen Maße für den Hund. Nicht jeder Hund reagiert mit uniformer Souveränität, vor allem dann nicht, wenn die eigenen Erfahrungen negativ gebrandmarkt sind.
Gerade in Ballungsgebieten, wie hier in Düsseldorf, begegnen mir zu viele Hundebesitzer, die sehr wenig Verantwortungsbewusstsein gegenüber ihren Mitmenschen zeigen. Sie sehen das Freilaufenlassen ihres Hundes als eine Art Grundrecht für das Tier, da es in einer demokratischen Gesellschaft ein Recht auf Freiheit gibt. In den wenigsten Fällen haben gerade diese Menschen die nötige Qualifikation, ihren eigenen Hund richtig einzuschätzen. Der Mangel an Ausbildung, beider Spezialisten, sollte aus meiner Sicht durch Regularien bestimmt werden.
Wenn der Hundeführerschein für sich selbst dazu führen wird, dass es der Mensch als Pflicht ansieht, seinen Hund anzuleinen, wenn er das Gegenüber in angeleinter Verbindung erkennt, wären wir schon ein Schritt weiter. Ich plädiere für ein Punktsystem. Hier würde jede Rasseliste ihren unsinnigen Wert verlieren, weil das Strafsystem für alle gleich wäre. Ähnlich wie ein Punktesystem im Führerschein, würde jede vom Halter verschuldete Auffälligkeit, durch seinen Hund, mit Punkten geahndet werden. Ist die Karte voll, ist der Hund weg.
Es braucht nicht immer erst etwas passieren!
Dafür müssten aber auch angezeigte Vorfälle ernst genommen werden. Erst letztens wurde ein Freund mit seinem Hund in der Dämmerung von 2 wildernden großen Hunden attackiert. Er tätigte einen Anruf bei der Polizei, die diesen Vorfall als Nichtigkeit abgetan haben. Sie boten zwar an, die Sache aufzunehmen, doch mehr als ein Gespräch würde es nicht geben. Wohin diese Gesetzeslage führt, sieht man an dem im Video geschilderten Beispiel.
Das aus Zeitgründen stark gekürzte Interview griff erneut die Frage auf, ob denn nun belgische Schäferhunde zu einer weiteren gefährlichen Rasse gezählt werden müssen, oder ob es aus meiner Sicht Gründe gibt, weshalb es immer wieder zu solchen Vorfällen kommt, in denen Menschen gefährdet werden. Ich sagte, dass es keine Frage der Rasse ist, sondern eine Frage der Bildung und des Verantwortungsbewusstseins. Der belgische Schäferhund ist ein Allrounder, der verstanden und geführt werden muss. In den richtigen Händen, ein guter Hund.
Ich plädiere für den Hundeführerschein! Denn eines wird wohl sicher sein. Der willkürliche, unbedachte Kauf eines Hundes, könnte durch einen gut durchdachten Hundeführerschein, positiv beeinflusst werden. Grundvoraussetzung ist allerdings ein geeichtes System, an das man sich hält und welches nicht durch persönliche Empfindlichkeiten gedehnt und verkürzt wird, wie es in der derzeitigen Behandlung mit der Rasseliste geschieht. Ich verweise auf das Vermessen des Miniatur-Bullterriers. Das Ganze ist eine Farce, bei der jeder macht, was er will.
Mit Hunden leben – Hundeschule
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