Ich liebe es, mit Menschen zu reden, die offen für Neues sind. Sie lehren mich, auch Dinge zu hinterfragen, mich selbst und meine Aktivitäten zu durchleuchten, um selbstkritisch zu bleiben. Dabei spielt das Zuhören eine entscheidende Rolle, um Ansätze und Lösungen unterschiedlicher Herangehensweisen und Philosophien in Betracht ziehen zu können, um nicht betriebsblind zu werden. Ich bin der festen Überzeugung, dass es nicht den Weg der Wege gibt und dass nur eine Trainingsmethode erfolgversprechend ist. Steht hinter dem Ansatz eine klare Struktur, die durch uneingeschränkte Herzlichkeit und absolute Konsequenz das zu Formende in eine Form gleiten lässt und sie nicht presst wie eine Wurst in ihre Pelle, und werden die Schritte vom Hund verstanden, weil Emotionalität, Wertung und Menschlichkeit außen vorgelassen werden, dann ist die Arbeitsweise immer stimmig, ganz gleich wie sie genannt wird. Zu oft höre ich auf meinen Spaziergängen, wie Hundetrainer, deren Methoden und Ansichten lautstark niedergemacht werden. Das mag für einige Personen vielleicht auch zutreffend sein, doch bevor man in die Klage mit einsteigen möchte, sollte man sich den Kläger genauer betrachten. Die größten Schreihälse sind doch meistens jene, die den wenigsten Einsatz bringen.
Am Glauben festgehalten, es genüge eine Stunde bei einem Trainer, um die Welt wieder ins Gleichgewicht zu rücken, lassen sie ihrer Empörung freien Lauf, wenn es dann zu Hause nicht so klappt, wie gerade noch eben in der Stunde. Viele Menschen sehen das Display des Hundes gleich dem eines Monitors, der mit einem Spektrometer durch ein paar Justierungen kalibriert werden kann. Man ist doch tatsächlich der Meinung, dass durch ein paar Kniffe und gezeigte Techniken der Hund in jeder Situation so einfach mal zu führen ist und sich die harmonischste Beziehung mit dem Verabschieden des Trainers eingestellt hat. Ich liebe die Naivität des Hundes, sie ist nicht so peinlich wie die des Menschen. Vielleicht würde es manchen Menschen helfen, wenn sie als erste Hausaufgabe aufbekommen würden, die Zahlen 80/20 in rot und so groß es nur geht auf den Spiegel im Bad zu schreiben, um sich eines täglich vor Augen zu halten: 80% des Erfolges schafft die Beharrlichkeit im Tun, getragen vom Glauben sein Ziel zu erreichen, und 20% verhilft uns die Technik, eine Brücke zu bauen, um sich in der Kommunikation zu begegnen. Eine Technik bleibt so lange ein statischer Ablauf, solange sie durchdacht werden muss. Das Autofahren wird erst dann zur Freude, wenn wir uns nicht mehr verbissen ans Lenkrad krallen müssen. Wenn wir uns vom Unterbewusstsein leiten lassen, tauchen wir in den Fluss des Lebens ein.
Nur das Authentische kann überzeugen. Alles andere ist immer unglaubwürdig, egal wie gut wir schauspielern können. Den Hund täuschen wir nie !
Solange wir das nicht verstanden haben und solange der Mensch glaubt, es reiche aus, eine Technik 2 mal in der Woche so nebenbei einbringen zu können, wird sich gar nichts verändern. Er wird sich weiter fleißig seinen Hund betrachten, ihn als stur, undankbar und dominant beschreiben und jegliche Wege, die er gezeigt bekommt, als nicht gehbar deklarieren. Eingeschlagene Wege bringen dich deinem Selbst immer ein Stück näher und steinig sind sie alle. Jeder Weg hat seinen Rückschlag, hat seinen Zweifel und erfordert Kraft und Vertrauen in sich selbst und in die Sache. All jene aber, die sich meisterhaft im Schuldverteilen zeigen, sind auch die, die das Unkraut am Wegesrand als undurchdringliches Dickicht erkennen und stehen bleiben. Ich geh dann mal weiter.
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