Unser Ego ist die Ursache der Probleme
Beleuchtet man das Ego mit der Kraft einer buddhistisch, philosophischen Ansicht, hat das Ego keine eigene Existenz und das Anhaften an ein Ich-Bewusstsein ist laut dieser Sichtweise die Ursache vieler Probleme, die nicht selten ihre Grundlagen aus Neid, Begierde, Gier, Habsucht, Stolz und besonders aus der Unwissenheit, ziehen.
Diese angehäufte Unwissenheit begegnete uns am heutigen Tag mit einer Höhe von gefühlt 165 cm, welche sich nuanciert mit einem roten Beutel in der Hand auf dem Wege stehend zeigte.
Jagdverhalten zu kontrollieren bedarf Training.
Jagdlich ambitionierte Hunde, wie in unserem Fall der Border Collie Elvis, müssen – um sich ihrer Leidenschaft kontrolliert hingeben zu können – ein Maß an Habituation mit dem begehrten Beutetier erlangen. Habituation bedeutet Gewöhnung und muss daher in einer entsprechenden Distanz stattfinden.
Da sich ein Hüteverhalten aus drei bis vier Einzelsequenzen des Jagdverhaltens zusammensetzt (Augenkontakt – Pirschen – Hetzen – ggf. Ergreifen – Bei den altdeutschen Hütehunderassen kommt noch der Griff hinzu), verwundert es uns nicht, dass unser Hütehund das Gänsevieh zum Scheuchen gern‘ hat.
Selbstbelohnendes Verhalten braucht keine Bestätigung.
Sich bewegende Reize sind für Hütehunde besonders ansprechend und aktivieren mindestes eine dieser Einzelsequenzen, was wiederum im Einzelnen als absolut selbstbelohnend erfahren wird. Ist ein Verhalten selbstbelohnend, braucht es keine weitere Bestätigung von außen. Dies ist auch ein Grund, weshalb die Ablenkung mit Futter oder Spielzeug nur bedingt zum Ziel führen kann.
Dies soll dazu reichen. Dass das Jagdverhalten ein chemisch gesteuertes Verhalten im Gehirn ist, es also viel komplexere Abläufe im Inneren beherbergt, ist für unsere Geschichte nicht weiter von Bedeutung.
Die Wildgänse in der Buga.
Wer die Buga kennt, weiß, dass es ein Ort ist, der wie eine Zentralversammlung der Wildgänse wirkt. Schwäne, Enten, Reiher und eine Unzahl von Wildgänsen machen diesen Ort zu etwas Schönem, Natürlichem und in Verbindung mit dem anliegenden See und dem sehr weitläufigen Park zu einer Zufluchtsstätte der Ruhe im Herzen einer Großstadt.
Da es Wildtiere sind, ist es ihnen gleich, wo sie sich aufhalten. Sie ruhen am Wasser, liegen auf den Wegen und grasen auf den riesigen Wiesen im Park. Radfahrer und Jogger kennen die natürliche Blockade der Federtiere auf den Wegen, die entweder umlaufen werden kann, oder aber in Ruhe durchbrochen werden muss, weil man sonst im Matsch steht, oder aber im See landet und den stelzigen Stand des Reihers unfreiwillig kopiert.
Das Jagdtraining / Impulskontrolle beginnt.
Die Habituation haben wir weiter oben schon besprochen und diese wollten wir nun, in der Übungsstunde, mit unserem Border Collie Elvis ausbauen. Wir näherten uns also den Gänsen auf 20 Meter. Meine Kundin, ihr Border Collie Elvis und ich, gehen ruhig, entspannt, auf sicherer Entfernung auf einer der Wiesen im Park. Elvis ist angeleint. Abgesichert, um niemanden zu gefährden.
Das Ziel des Trainings war, sich an eine Distanz heranzuarbeiten, die für alle Beteiligten keinen zu hohen Stress erzeugt, um nicht nur der Gans nicht zu nahe zu Leibe zu rücken, sondern vor allem, um dem Hund die bestmöglichste Lernerfahrung zu verschaffen.
Impulskontrolle bedarf ein gutes Auge.
Bei einer Habituation und der damit in Verbindung stehenden Impulskontrolle (zumindest in dieser Trainingsstunde) geht es nicht darum, dass der Hund durch Umweltreize zum Auslösen gebracht wird, sondern, dass er seinen inneren Impuls zu jagen, selbständig kontrolliert und zurücknimmt. Dies benötigt ein gutes Auge, viel Ruhe und viel Geduld.
Das Gänsegeschwader wird auf 20 Meter ruhig verfolgt. Keines der Tiere ist in Aufruhr. Sie grasen und zeigen keine Anzeichen von Stress. Lebewesen, die komplexe Verhaltensmustern aufweisen, sind sich nicht immer Grün und Gänse zeigen ihr Unbill mit Flügelschlagen, Gezeter und Scheinattacken dem nervigen Artgenossen gegenüber, wenn eine Individualdistanz unterschritten wird.
Reize muss man nehmen, wie sie kommen.
Das Geflatter und Gezanke aktiviert unseren Border Collie, der blitzschnell einen Satz nach vorne macht und sich aber schon im nächsten Augenblick am Halter ausrichtet. Für mich war dies ein voller Erfolg, denn der entscheidende Fakt für das Messen des Erfolges in dieser Trainingssequenz, ist nicht allein der kontrollierte Impuls des Hundes, sondern noch entscheidender ist, wie lange unser Jäger benötigt, um in eine entspannte Haltung zu gelangen. Und dies war in wenigen Sekunden der Fall.
Gesellschaft und Erfolg stehen oft in Missgunst.
Plötzlich werden wir angesprochen. 40 Meter Luftlinie stehen zwischen uns und einer Ermahnung, dass wir das bitte sein lassen sollen. Ich fragte, was sie bitte meint. Sie sagte, dass wir damit aufhören sollen, unseren Hund hinter den Gänsen her hetzen zu lassen.
Die Wildhüterin mit städtischem Immigrationshintergrund sprach uns eine Unterlassung aus, die armen Wildgänse in Angst und Schrecken zu versetzen. Dass sich die Gänse durch ihr eigenes Gezeter in Aufruhr gebracht haben, hatte ich schon erwähnt. Dass unser Border an der Leine gesichert war, brauch ich nicht zu erwähnen.
Heutzutage wird mit Video gedroht.
Ich bat die Gänsehüterin, mit ihrem überragenden, wachsamen Auge, ihren Weg weiter zu gehen. Sie lehnte meine Bitte ab und signalisierte uns mit festem Stand, dass sie hierbleibt, und sich das Ganze weiter anschaut. Ich sagte ihr, das könne sie machen, nur soll sie uns bitte nicht stören.
Meine Gleichgültigkeit gegenüber ihrem Weltbild brachte sie in den nächsten Schritt. Sie sagte: „Ich kann das hier auch mal filmen“. Daraufhin entgegnete ich ihr, dass sie auch dies machen kann. Nur müsse sie mit Konsequenzen rechnen, da sie das Persönlichkeitsrecht verletzt, was zu Folge haben wird, dass sich meine Anwältin bei ihr melden wird.
Die Geschichte nimmt jetzt ihren Lauf.
Sie entgegnete mir aus sicherer Distanz, dass ich eine Großschnauze sei und hob ihr Handy nach oben und begann zu filmen. Aktion steht immer vor Reaktion, und daher übergab ich meiner Kundin die von mir geführte Leine von Elvis – welcher sich seelenruhig die erste Runde reinzog – und ging ihr entgegen. Von so viel Dummheit leicht genervt, setzte ich meinen Gang zielstrebig in Richtung der erhobenen Kamera.
An meinem Gesichtsausdruck schien sie zu merken, dass es für sie langsam ernst wird. Sie beendete ihre Videoaufnahme. Ich ging auf einen Meter an die immer kleiner werdende Person und sagte ihr, dass ich jetzt Folgendes nur einmal sagen werde.
Abwehrverhalten – Supermannpose.
Bevor ich weiterreden konnte, hob die rote Beutelträgerin blitzschnell ihren rechten Arm, im rechten Winkel auf Kopfhöhe nach oben, wobei der Ellenbogen nach vorn gerichtet wurde. Wie ein Schutzschild wirkte der nun im Dreieck, nach vorn gewinkelte Arm und verwandelte sich in ein Kampfwerkzeug der besonderen Klasse. Er signalisierte unabdingbare Kampfbereitschaft.
Es wirkte auf mich, als hätte sie entweder zu viel Comics gesehen, denn diese Haltung glich mit etwas Fantasie der bekannten Supermannpose – es fehlte nur noch der Umhang – oder aber der von ihr absolvierte Crashkurs „Selbstverteidigung für Frauen“ war überbezahlt. Kann aber auch sein, dass sie dort einfach nicht zugehört hat.
Kurse lehren Abfolgen und das Verbale hat die Macht!
Den Arm in Kampfposition gerichtet, folgte ein auswendig gelernter, mit Nachdruck gesprochener Satz: „Halten Sie Abstand. Gehen Sie bitte 1 Meter zurück“. Ich sagte ihr, dass ich einen Scheiß tun werde und entgegnete ihr, dass, wenn man eine große Fresse aus der Distanz hat, man auch den Arsch in der Hose haben sollte, um dies in der Nähe vorzuführen. Ansonsten lässt man es besser bleiben.
Sie geht zum Angriff über!
Ihre Anweisung, ich solle bitte einen Meter zurückgehen, korrelierte nicht mit der von ihr durchgeführten Aktion. Denn sie kam mir immer näher und rückte mir gar nicht mehr von der Pelle. Der rechte Arm war immer noch in Kampfposition gewinkelt, während die linke Hand mutiger wurde, da diese sich traute, meine rechte Schulter zu berühren. Diese Aktion unterbrach ich sofort mit einer knackigen Armbewegung, was die Dame fassungslos blicken ließ und zur Attacke alarmierte. Sie setzte an.
Mit dem, schon eine beeindruckende Zeitspanne, nach oben gehaltenen Arm in Schutzpose, rammte sie mir diesen, mit dem Ellenbogen nach vorn gerichtet, gegen die Brust. Ich rührte mich nach dieser Attacke keinen Zentimeter, was sie offensichtlich irritierte. Entweder war sie so blöd, oder es war ein gewollter Versuch, um die erlernten Abläufe im Crashkurs – Selbstverteidigung der Frauen – mal live zu testen.
Die Rechtfertigung weist die Schuld von sich.
Sofort erklärte mir die Kampfsportlady im Gänsekonstüm, dass meine Drohgebärde der Auslöser für ihre „Notwehr“ war. Ich wies sie darauf hin, dass ihre Interpretation einer Drohhaltung, ganz alleine ihrer Vorstellung entspricht, sie jedoch mir gegenüber einen tätlichen Angriff entgegenbrachte, ohne einen sichtlichen Grund. (Innerlich war ich tatsächlich im Zwiespalt, ob ich die vor mir stehende Dummheit mit verschobener Selbstwahrnehmung bedauern oder prügeln sollte.)
Offengestanden muss ich auch zugeben, dass ich das mir entgegengeworfene Mückjucken, was einem Angriff gleichen sollte, gar nicht wirklich wahrgenommen habe. Doch sie legte alles auf die Goldwaage und so dachte ich mir, bringst de die Dame mal aus dem Konzept und wirfst ihr Körperverletzung vor.
Das hat auch gesessen, denn ein Mensch, von dessen Art hier die Rede ist, der einen Selbstverteidigungskurs für Frauen belegt, um offensichtlich sich und die Minderheit der Gesellschaft – in diesem Fall waren es die Gänse – vor Schaden zu schützen, wird den braven Bürger mimen und getreu den Buckel krümmen, wenn des Staates Uniform mit grimmen Blick ihren Angriff rügt. Körperverletzung – Polizei – Anzeige! Ich hatte den Eindruck, dass sie sich schon im Knast gesehen hat.
Dummheit muss man ertragen, oder erschlagen!
Ich setzte einen drauf. Ich sagte: „Egal wie Sie das hier hinstellen möchte, es war ein tätlicher Angriff, und da ich seit 20 Jahren Thaiboxen betreibe, kann ich das recht gut einschätzen“. In der Regel äußere ich so etwas nie. Es wirkt in meinen Augen nicht anders, als der Ellenbogenstyle unserer Gänselady. Aber ich spürte, dass sie für so ein regelkonformes Vorgehen empfänglich war.
Schwups, schon bekam ich diese Aussage aufs Brot geschmiert, indem mich die Düsseldorfer Gänsewacht nun als Alphatier deklarierte. Nach diesem Hinweis war ich jetzt als noch arroganter abgestempelt, was ihr sofort wieder Auftrieb gab und sie erneut in die Konfrontation zwang.
Die Äußerung meiner sportlichen Aktivität sollte ihr – quasi zum wiederaufbereiten ihrer abdämpfenden Gemütswallung, denn wir müssen bedienen, wenn nach Wünschen verlangt wird – nur Hinweis sein, dass ihre Gänsekombo mit Ellenbogenstyle nicht dauerhaft auf meine Geduld stößt und wenn sie damit nicht aufhören würde, wir beide kurzzeitig ins positive Strafmodell gleiten werden und sie gemäß der Situation eine Sportschelle, mit angepasster Intensität, nicht umgehen kann.
Sollte dies eintreffen, werden ihre Socken qualmen, die Schuhe den Fleck nicht verlassen haben und ihre verwirrte Gesamterscheinung in 3 Meter Entfernung die Rasenkante untersuchen. Und dabei wäre mir es scheißegal, ob sie der weiblichen Liga angehören würde.
Distanz und Nähe sind ein Wechselspiel.
Auch das verstand sie nicht, da sie sich immer noch im eigenen Konflikt Nähe – Distanz befand. Sie wollte irgendwie zeigen, dass sie ihre Ängste im Griff hat und suchte permanent das Gespräch und den Streit. Selbst mein Versuch, unsere Begegnung nochmal neu zu beginnen, scheiterte mit jedem Ansatz.
Sind sie nicht der Hundetrainer?
Als würde ihr ein Licht aufgehen und sie die Ursache unsere Begegnung endlich erkannt haben, fragte sie mich ein zweites Mal: „Sind Sie der Hundetrainer?“. Ich sagte, ich sei ein Hundetrainer von vielen, aber ob ich jetzt der bin, wüsste ich nicht! Die Antwort brannte ihr in der Kehle, man konnte es merken: „Ihr Auto nervt mich sowieso schon. Is das nicht das, was immer in der Einfahrt steht?“ Das habe ich jetzt nicht verstanden!
Der Stand meines Autos ist abgeschieden, von allem Trubel entfernt. Ich merkte sofort: Hier kommt jeder nicht gut weg, der dieser Dame über dem Weg läuft und ihre Weltanschauung nicht bedienen kann.
Egal was man tut, es verfehlt sein Ziel!
Ich lenkte ein, bot an, die Zusammenkunft noch einmal neu zu starten. Gab ihr offenkundig zu verstehen, dass ich ihr den „tätlichen Angriff“ nicht nachhalte (ihre Aggression musste ihr noch mal vor Augen gehalten werden), und wir am besten entspannt unseres Weges gehen. Ich äußerte, dass sie im Grunde genommen recht hat. Man scheucht keine Tiere auf und hier bin ich völlig bei Ihr.
Ich bat sie, das Bild aus ihrem Handy zu löschen (im Grunde genommen war es mir gleich, doch es ging mir ums Prinzip) und dann ist alles in Ordnung und wir gehen entspannt nach Hause.
Ich bin die Gänsefrau und merke alles!
„Ich merke genau, was du hier vor hast“, warf sie mir aufbrausend entgegen. Sie geht in die nächste Runde. „Du versuchst hier zu deeskalieren, nur um das letzte Wort zu haben. Typisch Alphatier. Immer als Sieger herausgehen wollen. Und gerade hast du dein Vergehen bestätigt. Hast doch gerade zu gegeben, dass ihr den Hund gehetzt habt“.
Nun musste es raus: „Meine Herren, du scheinst echt den letzten Knall nicht gehört zu haben. Ist dir schon mal aufgefallen, dass du hier nicht die optimalste Position hast. Ich komme dir entgegen, biete eine sachliche Klärung an, trotz aller Attacken, trotz der Verletzung der Persönlichkeitsrechte, trotz deiner Frechheit, Beleidigungen und penetranten Art, und du glaubst tatsächlich, dass mein Entgegenkommen als Schuldeingeständnis und Schwäche zu deuten ist“.
Ich hab‘ bei mir Impulskontrolle abgerufen!
So viel Blödheit entfachte einen Impuls in mir, ihr aus absoluter Nächstenliebe eine Schelle zu verpassen, um die letzten Gehirnwindung gradezuschlagen, dass wenigsten die notwendigsten Impulse barrierefrei die Synapsen erreichen. Ich war drauf und dran ihr das Handy einfach aus der Hand zu nehmen, um es in den naheliegenden See zu feuern, nur um sie noch mehr aus der Bahn zuwerfen – und ich hätte alle Konsequenzen mit einem Lächeln getragen.
Wie hätte sie außerdem jemanden anrufen wollen? Ohne Telefon keine Polizei. Die Gänse wären für sie nicht getaucht. Ich hatte den Zeugen und sie nur ihre Verwirrtheit.
Ich besann mich und dachte, wenn ich das jetzt mache, dann holt sie nachts ihre Woodoo-Puppe raus und ich klebe an der Zimmerdecke mit einer Infektion, die nur der Exorzist beheben kann. Das war mir zu heikel. Meine Kundin, Elvis und ich gingen unseren Weg und wie hätte es auch anders sein sollen, stand das Rottäschchen provokant am Wegesrand, um uns zu verdeutlichen, dass sie uns im Blick hat.
Meine Kundin bewunderte meine Ruhe und sagte, dass sie es beeindruckend finde, mit wie viel Verständnis ich die Sache behandelt habe. Ich sagte: Dummheit kannst de nur ertragen, oder erschlagen!
Man trifft sich immer zweimal im Leben.
Auf dem Rückweg zum Auto, trafen wir die Rechtschaffenheit, mit rotnuancierter Beuteltracht, an einer Weggabelung wieder. Meine Kundin war sichtlich sauer darüber, dass diese umherschwirrende Person ihr fotografiertes Abbild in ihrem unzurechnungsfähigen Handy herumträgt. Ich sagte zu ihr, sie solle sich beruhigen, ich würde es nochmal mit reden versuchen. Also sprach ich unsere „Freundin“ erneut höflich an: „Entschuldigung, ich möchte Sie nochmals bitten, ihr mit Vorsatz gemachtes Foto / Film aus dem Handy zu löschen, da es gegen das Persönlichkeitsrecht verstößt.“.
Die 3. Runde leitet sich von ganz alleine ein. Ein Unentschieden gibt es hier nicht!
Im Laufen sagte die Dame: „Ich habe jetzt keine Zeit mehr“ und sie müssen unbedingt zur Bahn. Sie ist in Eile und löschen wird sie dies nicht, denn wer weiß, ob sie dies noch mal benötigt und vor allem möchte sie sich absichern. Die Aussage schon alleine war ein Indiz dafür, dass sie zu viel Tatort schaut. Die Debatte zog sich nun im Hinterherlaufen hin, bis wir kurz vor dem Süd Café standen. Jetzt war auch ich genervt und sagte ihr, dass ich diese Bitte nicht noch mal wiederholen werde und es Konsequenzen haben wird.
Sie holte sich Rückendeckung aus dem Sicherheitsdepot.
Zielstrebig ging sie zum Personaleingang des Cafés und warf mir verbal zurück, dass sie sich jetzt erstmal beim Personal erkundigt, ob ich hier denn schon einmal auffällig geworden bin. Das war der Punkt, an dem es nach einem Spaten verlangt, um dem Leid ein Ende zu setzen. Lebewesen, die solch gravierenden, neuronalen Schäden mit sich tragen, brauchen Hilfe.
Sie sprach die sichtlich überraschten Mitarbeiter an, ob sie bitte unverzüglich die Chefin des Cafés herausholen können, sie müsse, nicht sie möchte, sie müsse mit ihr reden und will alle hier herumstehenden bitten, sie zu unterstützen. Denn sie ist in der Minderheit und meine Kundin und ich zu zweit.
Ich war überrascht, dass es ihr aufgefallen ist.
Es gibt Worte, welche Katastrophen verursachen.
Ich sagte: „Mäuschen, was soll das hier werden. Das ist ein Café und keine Polizeiwache. Glaubst du tatsächlich, dass hier ein Steckbrief von mir aushängt?“. Völlig entrüstet lief sie umher wie ein Hund, welchem man den Kopf abgeschlagen hat, und artikulierte schon fast hysterisch den Mitarbeitern gegenüber: „Ihr habt das jetzt alle gehört, ihr seid alle meine Zeugen, dass er mich Mäuschen genannt hat. Das können wir nicht so stehen lassen. Sie sind alle meine Zeugen. Er hat mich Mäuschen genannt“.
Ich dachte, jetzt brauch ich einen Joint, um auf ihre Wellenlänge zu gelangen. Meine Kundin kam ins Spiel. Sie verlangte nach den Daten des Schreihalses und erklärte, dass sie es vorziehe, die respektable Ansprache zu wählen und es sei jetzt Zeit, die eigenen rechtlichen Grundlagen einzufordern. Ungefragt, vorsätzlich gefilmt zu werden und dann mit dem angeeigneten Material zu drohen, sei definitiv nicht Bestandteil einer verfassungsfreundlichen Richtlinie.
Die Polizei, der Freund und Helfer.
Da sich die Dame der Aufruhr weigerte, auf Anweisung das Foto meiner Kundin zu löschen, beschloss die Kundin, die Polizei einzuschalten, um das Ganze zu beenden. Ich beobachtete dieses Schauspiel mit einem Lächeln und dachte, das kann doch hier nicht wahr sein. Das muss die „versteckte Kamera“ sein, denn sowas Kindisches gibt es nicht!
Das Wort Polizei ließ die Dame erschrecken, da ich diesem verwirrten Geist zusätzlich die Erinnerung entgegenbrachte, dass wir natürlich die Körperverletzung (tätlicher Angriff) melden müssen. Sie kam in Hektik und bekundetet mit hysterischem Ton, dass wir hier erstmal den Tatbestand klären müssen: Angeleinter Hund auf 20 Meter Entfernung zur Gans, hetzt Gans.
Als meine Kundin zum Hörer griff und die Helfer alarmieren wollte (natürlich nur gespielt), fiel der Person der Schreck ins Gesicht. Sie erklärte, dass sie nur die Daten rausgebe, wenn die Polizei kommt, machte sich aber gleichsam auf den Weg, um dieser Konfrontation aus dem Weg zu gehen und lief los, mit der Begründung, sie müsse ihre Bahn bekommen, weil sie mit ihrem Cousin, den sie schon lange nicht gesehen hat, auf ein Konzert geht. Sie sagte wir sollen mit zur Bahn kommen und lief los.
An der Haltestelle, 500 Meter entfernt, angekommen, winkte uns die Dame in unnatürlicher Weise, so als wären ihre Arme Windmühlenblätter. Sie gab zu verstehen, dass sie den Fall jetzt an der Kreuzung weiter behandeln möchte und es nicht die Angst war, die sie getrieben hat.
Die Kundin und ich verabschiedeten uns, stiegen ins Auto und ich fuhr an der Bahnhaltestelle vorbei, wo ich unser Gesellschaftswunder seelenruhig umherwandern sah. Ich denke, sie wartet noch heute und glaubt, dass der Cousin das Konzert zu ihr an die Bahn bringt.
Ich lobe die Demokratie und in vielen Bereichen die uns schützenden Gesetze. Es sichert diesen Menschen ihr Überleben!
Mit Hunden leben – Hundeschule