Miniatur Bullterrier Welpen sind hysterisch
Unser kleiner Einzug entwickelt sich von Tag zu Tag. Noch vor einigen Tagen benahm sich dieser kleine Bullterrier situativ wie ein Gremlin. Er brauchte allerdings keinen Tropfen Wasser, um seine Erscheinung im Handumdrehen zu ändern. Von jetzt auf gleich, biss er in die Füße, packte in die Hände und hing nicht selten im Hosenbein. Hob man ihn hoch, schrie er hysterisch und äußerte seinen Unwillen, von irgendetwas zurückgehalten zu werden.
Nach dem Fressen verwandelt sich der Welpe
Nach dem Fressen drehte der kleine Kerl so richtig auf, als hätte man ihm Nitroglycerin ins Essen getan. Nach der kurzzeitigen Fettleibigkeit musste immer irgendetwas dran glauben. Entweder schob er sein mitgeliefertes Kuscheltier festklammernd durch die ganze Bude und bestieg es vollkommen in Trance, oder er sprang mit Vollspeed ins Gesicht und grub bei reflexarmen Gegenspielern seine Zähne in die Wange. Ein heiteres Kerlchen, das definitiv noch entdecken musste, dass wir, von „Mit Hunden leben – Hundeschule Düsseldorf“, nicht von der Stadtwache sind.
In nur neun Tagen hat sich durch ein sehr klares, strukturiertes Training vieles so gravierend positiv verändert, dass man darüber ein kleines Buch schreiben könnte. In der Tat ist es auch für mich immer wieder phänomenal, welche Charakteränderungen im Welpen durch das eigene Handeln bestimmt werden.
Entwicklung eines Welpen grenzt an ein Wunder
Mir ist mit diesem Zwerg erneut bewusst geworden, wie sehr wir Menschen die sensiblen Entwicklungsstadien eines Welpen gar nicht wahrnehmen, da ein Großteil vieler Hundebesitzer gar kein Auge für die inneren Prozesse übrig hat. Für mich ist dieser vorrübergehende Einzug sicherlich mit Arbeit und einigen wenige Einschränkungen verbunden, viel größer ist aber, das Wissen in sich zu haben, dem Zwerg die bestmöglichen Grundlagen mit auf den Weg zu geben, die er für sein weiteres Leben benötigt.
Wenn man mich fragt, was dieser kleine Zwerg in den neun Tagen gelernt hat, fallen mir zwei entscheidende Dinge ein. Sowohl ein klares Bild von Autorität bezüglich eines Menschen, der ihm bei all seinen Aussetzern mit Liebe, Klarheit und Geduld entgegenkam, als auch ein einschneidendes autoritäres Bild gegenüber charakterstarken Hunden, die mehr als fürsorglich fungierten, da sie in ihrem ganzen Tun allesamt richtungsweisend für den Kleinen waren und noch sind.
Welche Lernziele können noch vermittelt werden?
Was wurde außerdem gelernt? Reize am Tag, in der Nacht und in der Dämmerung richtig einzuordnen; Ausarbeiten der Frustrationstoleranz; ruhiges Ziehen im Sozialverband; Bindungssignal, um den Hund an mich zu binden, wenn es Situationen verlangen. Auch das Alleinbleiben von 2,5 Stunden macht der Fratz mit Bravur.
Mit der Unterstützung der anderen Hunde wurde es dem Zwerg gewiss leichter gemacht. Aber dennoch: 8 Stunden nächtlicher Schlaf, kein Gezicke auf der Decke! Im Großen und Ganzen eine schöne Substanz, die nicht viel Mühe gekostet hat, nur eben Genauigkeit.
Interessant ist jedoch, dass durch einen durchdachten Ablauf alle Hunde mit Freude und manchmal Übermut angenommen wurden, sie aber nicht einen Stellenwert erhalten haben, der über mir steht. In vielen erlebten Situationen, bei denen der Welpe einen Schreck verarbeiten musste, suchte er immer meine Nähe. Dabei orientierte er sich auch an die vierbeinigen Mitglieder, doch den Schutz suchte er bei mir.
Rocko überraschte mich mit seiner Souveränität.
Was mich am allermeisten überrascht hat, ist die Souveränität, die Rocko dem Winzling entgegengebracht hat. Als wir Rocko übernahmen, wollte er den Welpen einer Freundin kurzerhand eliminieren. Heute scheint er diesbezüglich, durch seine eigene Entwicklung, vieles weitergeben zu wollen. Denn er hat an dem Zwerg tatsächlich einen Narren gefressen. Er wartet, wenn er nachhängt, nimmt ihn in die Mitte beim ruhigen Ziehen und erduldet fast sämtliche Frechheiten dieses Quirls.
Wird es zu bunt, knallt er seine Pfoten einmal auf den Knirps und hält so lange fest, bis dem Welpen klar wird, dass Dynamik etwas ganz anderes ist, als das, was er für diese hält. Jasper und Emma haben eine klasse Vorarbeit geleistet, die den jungen Spund in die Spur gebracht hat. Betty vermittelt, klar mit ihrer unverkennbaren Bettygestik, dass man ältere Damen nicht nervt. Vor ihr zieht er den Hut und begleitet sie im Laufe noch lange nicht so vorwitzig, wie die anderen Mitglieder.
Gedanken eines Trainers sind nur Sichtweisen
Nun denn: dieser kleine Erziehungsexkurs sollte nur den Stand der Dinge übermitteln. Die kleine Bildergalerie zeigt, dass Welpenarbeit mehr ist, als nur ein Nebenbei-laufen-lassen. Es ist schön, anstrengend, überraschend, witzig und lehrreich. Es zeigt wunderbare Veränderungen im Welpen und schafft Wissen, das nicht in Büchern zu finden ist.
Es wird noch einige Videos geben, die das Thema Frustrationstoleranz aufgreifen werden. Hier werde ich zeigen, wie man mit einem kreischenden, beißenden Bullterrier umgehen kann und sollte, um ihm Ruhe und Liebe zu vermitteln, auch wenn er wütend in alles beißen möchte, was er zu fassen kriegen kann.
Doch für heute soll es reichen.
Mit Hunden leben – Hundeschule Düsseldorf
… so toll geschrieben…. kann mich noch SEHR gut an die erste Zeit mit meinem “Knödel” erinnern, auch und besonders daran, was ich “HÄTTE BEACHTEN” sollen, wenn ich denn einfach NUR auf mein “BAUCHGEFÜHL” gehört hätte 🙂 Danke Carsten fürs Teilen. Freue mich schon auf den Artikel mit der Frustrationstoleranz. Für mich ein SEHR wichtiges Thema 🙂