Seminare & Webinare

Vom Lehrer bis zum Fallschirmjäger – Seminare verbinden

Beziehungsarbeit
geschrieben von Carsten Wagner

Mömlingen – Hasenberg – Reitzentrum; auch in diesem Jahr hat das Reitzentrum Hasenberg ein Seminar organisiert. Freitag Anreise – Sonntag Spätnachmittag ab nach Hause.

Ein reines Praxis-Seminar! 12 Hunde Samstag und Sonntag. Malinois, Herder, Schäferhunde, Mischlinge; groß und klein; Welpe, Junghunde und Erwachsene – für die Arbeit eine Freude!

Das breite Spektrum von Hund und Mensch hat uns vieles gelehrt! Zum Beispiel das: Wir müssen uns auf jeden unterschiedlich einstellen! Es gibt keinen einheitlichen Trainingsplan, wenn es um soziale Motive geht.

Wir haben im Seminar verstanden: Aggressionen, überdrehtes Verhalten, Zwangsstörungen bis hin zur Verhaltenseinschätzung – die Ansätze sind nicht zementiert. Wer mit Hunden arbeitet, muss kreativ sein und ein Verständnis bezüglich Lernverknüpfungen erlernen.

Im Reitzentrum Mömlingen haben wir genau das getan! Strafen oder Belohnungen; wir haben alles durchgesprochen und durchgearbeitet! Wir haben das Thema Strafe ungeschminkt zerlegt! Warum?

Weil ich mich für die Balance entschieden habe! Wir Menschen wünschen Harmonie und leben selbst im Extrem! Der neumodische Hundetrainer lernt, das Positive hochzujubeln und den negativen Bereich totzuschweigen!

Wie unsinnig!

Einseitigkeit führt nie zum Ausgleich!

Lerntheoretische Strafe oder Dummstrafe – das ist für mich der entscheidende Unterschied! Ob wir wollen oder nicht! Wir alle; ob Trainer, Tierschutz, Hundehalter – Strafen werden im Alltag immer bedient!

Ich arbeite nur positiv ist Heuchelei! Ein Tabuwort ist Strafe, denn du blockierst ein Verhalten!

Es klingelt; der Besuch kommt; der Hund soll auf seine Decke; du hast keine Zeit, die 3 Wiederholungen der Deckenübung mit Klicker und Auflösung zu starten! Tante Erna seht gleich an der Tür! Ich behaupte: Fast alle sagen ihrem Hund – ab auf die Decke! Keine Zeit für Spielerein! Begrenzung + Ansage = Strafe: Punkt!

Ist noch weniger Zeit, weil Tante Erna Spitzensportler war – in 3 Sekunden von der Eingangstür in den 5. Stock, dann wird der aufgeregte Hund kurzerhand in ein anderes Zimmer verfrachtet, bis er sich beruhigt!

Schlimm? Nö, das ist der Alltag! Positiv ist es nicht!

Meine Meinung? Es ist an der Zeit, die deutsche Gutmensch-Einstellung in der Hunde-Trainer-Ausbildung noch einmal zu überdenken! Natürlich wurden und werden nach wie vor Grenzen zu hart und völlig überzogen mit dem Spatenstich gesteckt!

Aber: Nur weil manche zu blöd sind, mit dem Auto zu fahren, lasse ich mein Auto nicht stehen!

Ich bleibe dabei und das vermittle ich auch im Seminar, selbst wenn die Hölle unter mir erfriert: Ich setze Grenzen bei Hund und Mensch. Schlägt mir meine Enkelin aus Wut in ihrer emotionalen Findungsphase ins Gesicht, dann sage ich freundlich, aber klar, dass sie gut beraten ist, das nicht zu tun! Da schei.. ich auf bedürfnisorientierte Erziehung!

Um ihr das zu vermitteln, braucht es keine Körperlichkeit! Herzlichkeit und Präsenz sind der Schlüssel einer guten Beziehung! Das ist Fairness! Unfairness ist Unklarheit! Die Hundeerziehung steckt voller Unklarheit, denn Hundeerziehung ohne Grenzen ist unklar; unfair!

Wir reden nur noch von den Bedürfnissen des Hundes! Was ist mit den Bedürfnissen des Menschen? Mein Bedürfnis nach Unversehrtheit liegt mir sehr am Herzen; reden wir von Hunden, reden wir von Raubtieren! Ein Raubtier beißt! Eine Erziehung ohne Grenzen kann gut gehen, muss es aber nicht!

Natürlich: Das A und O für eine ausbalancierte Erziehung, Beziehung, ist ein gesunder, ehrlicher, herzlicher Umgang miteinander! Beziehung ist Reibung; mentales Auseinandersetzen beinhaltet weder Schreien noch schlagen; es wirkt durch Präsenz.

Präsenz wirkt durch nichts tun!

Welche Wirkung Präsenz hat, habe wir im Seminar gesehen. Wir haben auch besprochen, dass die Beziehung nicht durch ein Grenzen setzen gefährdet wird, sondern durch die Beziehungsunfähigkeit des Menschen!

Fakt ist: Eine gute Beziehung verträgt Kritik.

Was haben wir im Seminar in Mömlingen noch gelernt? Wir haben gemeinsam an 12 Beispielen gesehen, wie unterschiedlich der Einstieg der Bindungsarbeit bei 12 unterschiedlichen Charakteren ist! Von außen sieht alles sehr ähnlich aus; im Detail konnten die Unterschiede nicht größer sein!

Wir haben alle zusammen verstanden, warum das Fühlen, die Widerstände, das Auflösen der Widerstände der wichtigste Schritt ist, um im Nachgang faire Grenzen setzen zu können! Die positiven Veränderungen waren augenblicklich zu sehen!

Wir haben alle hautnah erlebt, wie einfach es ist, mit dem Hund in Verbindung zu treten, ohne einer „Technik“ nachzujagen, zu bejubeln, als Nonplusultra zu beschreiben! Kein Schnickschnack und überzogenes Fachgelaber – einfach, natürlich, spürbar!

Am Ende hat jeder eines mitgenommen: Den Weg der Wege gibt es nicht! Wir kochen alle nur mit Wasser – wir sich mit dem Weg der Wege profiliert, hat nichts verstanden!

Vom Lehrer bis zum Fallschirmjäger: In meinen Seminaren geht es nicht nur um den Hund; der Mensch ist der Mittelpunkt!

Danke für eure Teilnahme und Danke an das Reitzentrum Hasenberg; eines der schönsten Veranstaltungsorte!

Über den Autor

Carsten Wagner

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