Bindung / Erziehung

Welpen zu erziehen ist einfach – Irrtum!

Malinois-Beziehungsarbeit
geschrieben von Carsten Wagner

Welpen zu erziehen ist einfach; man hat alles in der Hand! Irrtum vor allem dann, wenn Welpen Verhaltensauffälligkeiten zeigen.

Die Epigenetik (Bindeglied zwischen Umwelteinflüsse und übermittelte Erbanlage) schreibt in den Welpen noch vor der Geburt vorgefertigte Verhaltensprogramme, die du mit keinem Trainingsprogramm änderst! Weder mit einer sanften Brise – wir springen alle in Harmonie über die Blumenwiese – noch mit aller Härte – wir biegen Stahl in alle Richtung!

Was dem Halter bei Verhaltensauffälligkeiten bei seinem Welpen klar sein muss, ist:

• Um zu verändern, musst du Verhalten annehmen lernen!

• Um zu verändern, musst du den Vergleich verhindern; den Vergleich zu anderen Beziehungen! Der ist genauso unsinnig, wie er wenig aussagekräftig ist! Du siehst nur 5 % von dem, was ist!

• Um zu verändern, musst du Widerstand verstehen, annehmen, auflösen lernen! Schwererziehbare Welpen sind Widerstand! Werden sie begrenzt, beißen, schreien, wüten sie; sie haben einen Tobsuchtsanfall!

• Um zu verändern, musst du die Emotion Wut auffangen lernen; auch wenn es dir widerstrebt!

Beißt dich der Welpe massiv aufgrund seiner mitgebrachten Unfähigkeit, sich selbst zu regulieren, ist folgendes von Bedeutung: Wer Wut mit Wut bekämpft, sitzt bald auf einem Pulverfass!

Schwererziehbare Welpen bringen schlechte Beziehungen mit!

Wenn ich weiß, dass schwererziehbare Welpen deshalb schwererziehbar sind, weil sie in ihrem Koffer Fragmente schlechter Beziehungen, schlechter Erfahrungen ihrer Eltern mitbringen (Epigenetik), dann muss eines vor jedem Training stehen: Bindungsaufbau!

Bindungsaufbau darf keine Worthülse sein; noch weniger ein Werbeslogan! Dafür steht zu viel auf dem Spiel!

Das Erste, was ich schaffe, ist Verbundenheit! Nichts, was man erlernt; nichts, was man mit Klicker und Futterbeutel herstellt; es ist ein Grundbedürfnis.

Habe ich die Verbundenheit über Akzeptanz und Vertrauen geschaffen, verbessere ich im Hund seinen Zugang zu seinen Emotionen; Wut und Angst. Lernt der Hund seine Affekte (Basisemotionen) besser zu regulieren, sich selbst zu beherrschen, fördern wir das soziale Gehirn (0ribtal frontal Kortex).

Der Welpe muss soziale Integration lernen!

Wie gut sich jemand in eine soziale Gruppe einbinden kann und wie leicht es ihm fällt, sich an soziale Regeln zu halten, hängt von diesem Bereich des Gehirns ab. Das können wir ein Stückweit beeinflussen.

Aber: Viel Zeit haben wir bei diesen Welpen nicht! Meine Erfahrung sagt: Bis zur 16. Lebenswoche müssen die Weichen gestellt sein! Dann ist das Gehirn voll funktionstüchtig! Plastisch und veränderbar – natürlich! Begrenzt allerdings auch!

Die Schlüssel sind Vertrauen und Akzeptanz; direkt und indirekt gefördert. Nähe und Distanz! Wir fördern den Nahbereich über Widerstände; die Distanz über Impulskontrolle.

Hundehalter mit schwererziehbaren Welpen sollten ihre Zeit nicht mit der Welpen-Gruppe Kaffee-Kranz vergeuden; wir können die Zeit nicht wiederholen!

Was es braucht, ist ein Trainer, der sich seiner Verantwortung bewusst ist! Der aufklärt nicht pauschalisiert! Was er sehen muss, ist den Welpen hinter seinem Verhalten!

Mit Hunden leben

Über den Autor

Carsten Wagner

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